Am 12. Juli war ein Artikel in der ZEIT (online) mit 100 Sätzen, die Klienten aus der Psychotherapie „mitgenommen“ haben. Einer davon: „Depressionen sind der Dank für jahrelanges Artigsein.“
Man könnte alle zitieren. Ist schon die halbe Therapie …



„What can you paint that isn´t ridiculous from the outset?”
Übersetzt mit: Was kann man schon malen, das nicht von vorneherein lächerlich ist?
Roy Lichtenstein


Punkte. Lächerlich? Eben.
TaBu. Tagebuch.
Ist es interessant zu wissen, was man vor 10 oder 20 Jahren gedacht hat?
Wikipedia sagt:
„In einem Tagebuch werden Erlebnisse, eigene Aktivitäten, aber auch Stimmungen und Gefühle aufgezeichnet. Es ist ein Medium der Selbstvergewisserung und zeichnet sich durch einen hohen Grad an Subjektivität aus. Die Bewertung von Ereignissen und Gedanken ist oft unsicher; häufig klärt sie sich erst auf längere Sicht.“
Selbstvergewisserung also. Insofern interessant. Manchmal bedauere ich es, dass ich nicht ein regelmäßiger Tagebuchschreiber bin. Bei mir heißt die Abkürzung für Tagebuch TaBu. Und wenn ich einen alten Text ausgrabe, wundere ich mich, was ich „damals“ gedacht oder gefühlt habe. War ich dieselbe Person? Bin das ich? Muss man sich ständig selbst vergewissern, dass ich ICH bin? Sind wir zu selbstreflexiv? (Es gäbe so viel anderes zu tun …)
Wiki weiter:
„Studien haben gezeigt, dass das Schreiben von Tagebüchern einen heilenden Effekt haben kann, besonders bei der Verarbeitung negativer Erfahrungen. Dies wird durch das Freigeben verborgener Gefühle bewirkt oder indem der Schreiber eine andere Perspektive zu dem Problem einnimmt. Das Tagebuchschreiben wird auch als therapeutische Methode eingesetzt (Schreiben als Therapie, Poesietherapie).“


Ich habe folgende Aufzeichnung gefunden, 13 Jahre alt. TaBu.
Thema Bügelbrett. Subthema Auswandern. Oder Kunsumverhalten?
Das Bügelbrett
Ich werde meine Bügelbrett-Misere beenden, habe ich beschlossen. Kurzerhand in Teneriffa. Ich habe in Wien ein miserables Bügelbrett, billig, geflickt, das in die Blusen Kreise einbügelt (vom Flicken) und hier in La Gomera ein Bügelbrett, wo man auch sofort auf dem Metallraster herumbügelt, beim Hochschieben sich die Stoffe aufreißt und beim schwungvollen Bügeln das ganze Brett zu Fall bringt, inklusive Bügeleisen, das jetzt irgendwie in Kleinteile zersplittert ist. Jetzt ist Schluss damit. Ich will endlich bügeln mit Spaß.
Auf der anderen Seite bin ich immer (und war es immer) zu geizig, teures, hart verdientes Geld für so einen Unfug wie Bügeln auszugeben. Heute kosten ja die High-Tec-Bretter 1.000 Euro – nur, damit irgendein T-Shirt nicht ganz zerknautscht aussieht? Das ist eindeutig zuviel. Diese Billigteile, die sich sofort zerlegen, kosten 20 Euro, 100 Euro ist mir zuviel (da gehe ich lieber schön essen, sorry), aber 50 Flocken für ein angenehmes Brett, das ist in Ordnung.
Ich kaufe das Teil („Vileda“, auch noch Markenware!) in einem großen Kaufhaus, für 50 Euro (für mich ein Vermögen) und stelle dann fest, dass das Ding nicht in meinen Fiat Panda (auch nur geliehen) passt. Das Bügelbrett ist zu lang, der Panda zu kurz. Ich schiebe es schräg hinein, da müsste ich mit offenem Fenster fahren – auf der Autobahn? Ich lege es über die Sitze (wie kriegt man eigentlich diese Nackenstützen weg?), da sehe ich nichts mehr im Rückspiegel. Aber nach einer halben Stunde Rumwurschteln auf dem Parkplatz des Einkaufszentrums fahre ich einfach los.
Bügelbrett schaut lustig zum Seitenfester raus, dafür sehe ich null im Rückspiegel. Das Gefühl auf der Autobahn wird langsam mulmig, also fahre ich irgendwo raus und regele mein Bügelbrett. Es ging wunderbar. Bis zur Fähre in Los Cristianos, auf der Fähre, überall, Autobahn. Bis ich nach La Gomera kam – und da den kurvenreichen Weg in den Norden vor mir hatte. Kurz nach dem Tunnel in einer Kurve löst sich das Bügelbrett (wovon eigentlich?) und knallt mir an den Kopf. Es war ja gut gedämpft und so wurde ich nicht bewusstlos, sondern hielt das Ding in jeder Kurve, die geneigt war, das Brett in meine Richtung zu transportieren, fest. Zwölf Kilometer. Einhändig fahren? Kein Problem. Abends um 8 ist kein Schwein mehr unterwegs. Alle Kneipen sind schon zu. Das war´s.
Das Bügelbrett habe ich noch nicht ausprobiert. Ich hoffe, es ist okay. Vor den vielen Staubsaugern stand ich fassungslos. Echte Überforderung.
Ende der Geschichte. Sofern es eine ist.
Was sagt das über mich? Eine Menge (könnt ihr selbst interpretieren). Was lerne ich daraus? Dass sich die Preise verändert haben. Dass sich mein Zustand zu den Preisen verändert hat. Dass man sich heutzutage die Sachen schicken lässt. Sofern das geht. Dass ich nach wie vor Bügeln für einen Unfug halte, aber immer noch bügele. Wichtig. Oder?
Ich nehme an, das ist nicht der Grund, warum es ein Tagebucharchiv gibt. Wiki:
„Am 14. Januar 1998 wurde der Verein Deutsches Tagebucharchiv e. V. gegründet. Einsender aus ganz Deutschland schicken nicht nur Funde aus Nachlässen, die bis zur Wende vom 18. zum 19. Jahrhundert zurückreichen, ins Deutsche Tagebucharchiv nach Emmendingen. Es treffen auch regelmäßig vielfältige Aufzeichnungen von Zeitgenossen ein.“
Ich werde davon absehen was einzusenden.