Haltung zum Geld

Anfang einer Serie „Haltung zum Geld“. Mehr ist dazu erstmal nicht zu sagen.

Blühende Phantasie?

Die Welt ohne uns.

Noch ein „zugelaufenes“ Buch.
Alain Weisman: Die Welt ohne uns.
Reise über eine unbevölkerte Erde.
Piper TB 2. Auflage Januar 2023. Das Original ist von 2007!

Obwohl dieses Buch bereits 2007 geschrieben wurde, also lange vor der Pandemie und dem jetzigen geopolitischen Wahnsinn, ist es aktueller denn je (vielleicht wurde es deshalb wieder aufgelegt). Es ist KEIN Science-fiction, keine Spinnerei, keine Dystopie. Weisman malt die Welt ohne Menschheit, heißt: macht das Gedankenexperiment, was passieren würde, wenn von heute auf morgen wir Menschen verschwinden würden. Und zwar auf Basis wissenschaftlicher Studien und mit viel Humor. Er beschreibt das super-spannend, gut gegliedert in Themen und mit Bezug auf ganz konkrete Beispiele. Also: Wie lange würde ein Haus brauchen, um zu zerfallen, wenn niemand drin wohnt? Etwa auf New York ausgelegt … was würde mit den Städten passieren? Mit den Wäldern? Mit den Atomfässern? Würde sich die Natur die Welt zurückerobern?
Spannende Fragen und lehrreiche Antworten.
Und das Gute: Er behauptet nicht, dass es SO sein muss und hebt keinen Zeigefinger …

Außerdem lernt man dauernd was.
Beispiel: „Puszcza ist ein altes polnisches Wort, das „Wildnis“ oder „Urwald“ bedeutet. Zu beiden Seiten dieser polnisch-weißrussischen Grenze gelegen, enthält dieses 1500 Quadratkilometer umfassende Gebiet den letzten intakten Flachlandurwald Europas.“

Noch ein Trostwort zum Schluss? Besser zwei. Wie immer aus:
Psychotherapie: „Seien Sie glücklich, und enttäuschen Sie Ihre Eltern“ | ZEITmagazin
„Perfektion ist kein Maßstab. Perfekt ist eigentlich tot.“
„Seien Sie häufiger mal unvernünftig!“

    Es ist nicht alles a …

    Naja, natürlich kann man schlechte Laune mit sich herumtragen. Verständlich.
    Kommentar aus der ZEIT
    (Psychotherapie: „Seien Sie glücklich, und enttäuschen Sie Ihre Eltern“ | ZEITmagazin):
    Einfach mal sein lassen.
    oder
    Es wird nie wieder gut und das muss es auch nicht.

    Was soll man sagen …

    Ich hatte jetzt ein bisschen Zeit zum Lesen. Leider auch die Zeitungen. Kardinalfehler.

    Die Bücher waren okay, aber keines hat mich vom Hocker gehauen. (Wolf Haas, Wackelkontakt, okay; Hape Kerkeling, Gebt mir etwas Zeit, nagut; Martin Suter, Allmen und die Erotik, nett; Mieze Medusa, Was über Frauen geredet wird, eh schon wissen.) Aber ein Buch hat mich dann doch begeistert. Inhaltlich, formal und sprachlich: Jenny Offill, „Amt für Mutmaßungen“, Roman, 161 luftige Seiten (aus dem Englischen von Melanie Walz), Penguin Verlag, 1. Auflage 2017, Deutsche Verlagsanstalt Mchn. © 2014

    Und ich habe keine Ahnung, wie dieses Buch zu mir gefunden hat. Ich hatte es plötzlich in der Hand (war am Entrümpeln). Es handelt einfach vom Leben. Von Beziehungen. Von Sichtweisen. Von Menschen. Der Plot ist nicht so wichtig … Hat mich ein wenig an Annie Ernaux erinnert. Genau beobachtet, nicht geradlinig erzählt, erzeugt mit wenigen Worten dichte Stimmungen. Und hat Witz.

    Auf Seite 14 findet sich folgender Absatz:
    „Ich hatte beschlossen, nie zu heiraten. Stattdessen wollte ich ein Kunstegomane werden. Frauen werden so etwas fast nie, weil solche Ungeheuer sich nur mit Kunst beschäftigen und nicht mit Alltagsdingen. Nabokov hat nicht einmal seinen Regenschirm zugemacht. Vera hat für ihn die Briefmarken geleckt.“

    Anmerkung: Ob das geklappt hat mit dem Kunstegomanen müsst ihr selbst herausfinden.

    Was besteht denn noch in unserer Zeit?

    Ich komme mir idiotisch vor, irgendwelche Lallergeschichten ins Netz zu stellen, während ganze Landstriche entvölkert werden und den Menschen rundherum Bomben auf den Kopf fallen. Aber was soll ich tun? Kleinklein vor mich hindenken.

    Hier eine Kostprobe:

    BELLO

    Als Kind, so mit 3, 4, hatte ich eine „blühende Phanstasie“ – wie man so schön sagt.
    Und einen Hund. Der Hund hieß Bello, was wohl weniger auf den Namen „der Schönling“ hindeutete als vielmehr dem Geräusch geschuldet war, das Hunde für gewöhnlich von sich geben. Bello bellte aber nicht, er war eher still – im Gegensatz zu mir, die ich ständig auf ihn einredete, ihm Kommandos gab oder Geschichten erzählte, die er mit stoischem Schweigen quittierte. Er folgte mir auf Schritt und Tritt an seinem Band, ab und zu quietschte er oder hüpfte auf und ab.

    Bello begleitete mich durch meine kleine Welt, in der die Blumen blühten und die Karotten aus dem Boden lugten. Unser Garten. Alles ohne die Gefahr, dass Bello eine Katze anknurrte, seinen Weg markierte oder gar sein „Geschäft“ hinterließ. Er war gut erzogen. Wir verbrachten Stunden um Stunden im Freien, wanderten vom Gemüsebeet zum Rasen, von einem Blümchen zum nächsten, zum Obstbaum und zurück. Ein Paradies.

    Wenn ich Appetit bekam, zog ich eine Karotte aus der Erde oder steckte mir ein paar Erbsen in den Mund. Alles bio. Automatisch. Bello aß nichts.

    Ich hatte alles, was ich brauchte, um glücklich zu sein. Frische Luft, Auslauf, Essen, Pflanzen und ein Tier. Ich passte auf Bello auf so gut ich konnte. Er schien sehr flexibel und robust, machte alles mit, hatte aber auch seine empfindliche Seite. Eine falsche Bewegung – und Bello war nicht mehr. Bello war ein Luftballon.

    Es ist zum Wegrennen. War es früher wohl auch schon …

    Schwierig

    Schwierig, so zu schreiben. Geduld!

    Der Daumen muss sich erholen.

    Was zum Aufmuntern.

    Besser nicht wundern …

    Sprezzatura. Nie gehört. Jetzt lese ich, dass der sehr geschätzte Richard Sennett es offensichtlich in seinem (neuen?) Buch verwendet. Was es bedeutet?  Laut ZEIT online, vereinfacht gesagt: die Fähigkeit, das Schwere mühelos und elegant aussehen zu lassen.
    Ich dachte bisher immer, das sei ein Euphemismus (naja, nicht ganz …). Das wäre, miese Sachen schön umschreiben. Habe ich auch versucht:

    Was man so alles wegwirft … (© Helga Zimmer-Pietz, leider schlechte Fotos)

    Müll

    Keine Ausrede gibt es dafür, dass jedes Jahr 8 Mio. (!) Tonnen Plastik im Meer landen.
    (El Pais Semanal 27.10.24). Dort steht beispielsweise, dass – neben größerem Plastik, das sich in kleine Teile zerlegt, auch ganz feines Mikroplastik ins Wasser kommt, z.B. vom Abrieb der Wäsche. Beim Waschen lösen sich minimini Kunstfasern, die ins Meer gespült werden. Ein Plastikkleidungsstück kann bis zu 2.000 Fasern auslassen, bei jedem Waschgang.
    Dann findet man noch viel Reifenabrieb der Autos oder die Fassadenfarbe der Gebäude aus den Städten. Außerdem taucht seit neuestem immer mehr Mikroplastik von Kunstrasen auf, die auf Flüssen ins Meer schwimmen.

    Naja, weder Rasen, noch Kunst …

    Buch-Tipp

    Kurt Palm: Trockenes Feld. Roman, 302 Seiten. Leykam Verlag, Graz, Wien, Berlin 2024

    Als Kurt-Palm-Fan musste ich das natürlich gleich haben. Und ich muss sagen: gefällt mir. Als Flüchtlingskind findet man nicht nur viele Parallelen in den Lebensläufen, sondern auch interessante historische Bezüge, die mir bislang entgangen waren.
    Zum Beispiel sowas (Zitat):
    „Als der Ustascha-Führer Ante Pavelic 1941 mit Hitlers Unterstützung den Unabhängigen Staat Kroatien ausrief, übernahm der Tod das Kommando und der Krieg führte schließlich dazu, dass die Felder in Suhopolje erneut vertrockneten und den Bewohnerinnen und Bewohnern ihre Existenzgrundlage entzogen wurde.“
    Und ich glaube, es geht vielen aus seiner Generation ähnlich (wie folgt, Zitat):
    „… meine Eltern, deren Herkunft mir gleichgültig war. Zum anderen hatte ich nie das Bedürfnis, mehr über ihr Leben zu erfahren, das sie im ehemaligen Jugoslawien geführt hatten. Dass aber nicht nur bestimmte Verhaltensmuster, sondern auch Traumata von Generation zu Generation weitergegeben werden können, konnte ich nicht wissen. Woher auch?“

    Da merkt man erst, in welchen „aufgeklärten“ Zeiten wir leben – bei gleichzeitig vermehrter Dummheit. Die „Vertriebenen“ hatten auch damals dort, wo sie gelandet waren, einen schweren Stand und mussten sich langsam ihren Platz in der Gesellschaft erarbeiten. Da kann man erahnen, wie es heutigen Migrant:innen geht, die NICHT unsere Sprache sprechen …

    Küchen-Psychologie

    Noch ein kleiner Psychotherapie-Spruch aus dem Fundus:

    Der goldene Käfig der Selbstbezogenheit kann mitunter ziemlich klein sein.“
    Aus: „Seien Sie glücklich, und enttäuschen Sie Ihre Eltern“ | ZEITmagazin

    Des Rätsels Lösung

    Im September gab es einen Textbeitrag DER SESSEL.
    Ich hatte versprochen, das Rätsel zu lösen, was es damit auf sich hat.
    Jetzt ist es soweit: Das sind die dazugehörigen Bilder.
    Sie zeigen den Blick durch ein Fenster eines verlassenen Hauses,
    man sieht einen zerschlissenen Sessel und daneben ein Paar Schuhe.

    45×55 cm, Öl auf Leinwand. © Helga Zimmer-Pietz
    „Es ist nicht wichtig, was du betrachtest, sondern was du siehst.“ Zitat von Henry David Thoreau

    Literatur-Tipp

    Ja, ich habe mal wieder was gelesen. Ist mir zugelaufen. Kannte die Autorin nicht, muss die vorherigen Bücher nachlesen … Aber das hat mich begeistert:
    Dörte Hansen: Zur See. Roman 255 Seiten; Penguin Verlag München, 2. Auflage © 2022

    Handelt von der Familie Sander: ein Ehemann, der ausgestiegen ist und in einem Vogelhaus wohnt, eine Mutter, die hinter dem Knochenzaun Feriengäste bewirtet und alles zusammenhalten will, zwei unterschiedliche Söhne, einer Künstler und der andere gescheiterter Kapitän sowie eine lesbische Tochter, die im Altenheim arbeitet. Alles auf einer kleinen Nordseeinsel.

    Man erfährt (so nebenbei), wie der Tourismus das Leben auf einer kleinen Insel verändert – die Natur, die Arbeit, die Gewohnheiten, die Menschen. Und wie sich die Familie Sander entwickelt (Überraschung). Ich mag ja keine Metaphern, aber wie Dörte Hansen sie einsetzt und erfindet, ist großartig.

    Textbeispiel: „Es ist ihm unbegreiflich, wie man die Asche seiner Toten in die Nordsee kippen kann. Und ihnen dann auch noch, wie einen Witz von Rettungsring, so einen Kranz nachwerfen. Dass das der letzte Wille eines Menschen sein soll: als Asche von der See verschluckt zu werden, in Wasser aufgelöst wie eine Schmerztablette.“ S. 71

    oder: „Hanne war klar, dass er tatsächlich ausgezogen war. Er kam nur noch nach Hause, um die Waschmaschine und das Badezimmer zu benutzen, manchmal aßen sie dann noch zusammen. Erst zieht der Mann in eine Vogelhütte, dann zieht der Sohn in einen Schuppen. So viel zum Thema Wunschkind und Versöhnung.“ S. 84

    (schöne Umschreibung für Halloween): „Am Tag vor Allerheiligen, als es schon dämmerte, sah er den Sensenmann vor seiner Tür. Er war noch klein und klopfte an, und neben ihm stand eine Frau mit Hexenhut und einem Spinnennetz, das ihr Gesicht bedeckte. Sie wollten Süßes oder Saures.“ S. 96

    (Es gibt auch einen Inselpastor): „Zum Beispiel, dass man das nicht will, Besuch von seiner Frau, mal ein paar schöne Tage miteinander. Dass man kein Mann sein will, der in ein leeres Haus kommt und sich fühlt wie eine Minusrechnung: Familienvater abzüglich Familie. Paar weniger Frau.“ S. 120

    Na, und so weiter … müsst ihr selbst lesen, wenn ihr wollt. Mir hat´s gefallen.

    Ein Motto für 2025???

    Oder doch lieber ein Spruch der Psychologen? Hatte ich den schonmal?
    „Geben Sie sich Zeit. Eine Blume wächst nicht schneller, wenn man an ihr zieht.“
    Aus: „Seien Sie glücklich, und enttäuschen Sie Ihre Eltern“ | ZEITmagazin

    Ein frohes Neues!

    Ich mache keinen Jahresrückblick. Und gebe auch keine Prognosen ab.
    Ich mache einfach weiter … Zum Beispiel mit Kafka.

    Was treibt Kafka in der Nacht?

    Zuerst dachte ich es regnet. Ich schlief bei offenem Fenster, das Geräusch weckte mich. Tik, tik, kleine, stichelnde Tropfen. Ich lauschte, irgendetwas stimmte nicht. Das ist kein Regen. Das Geräusch ist im Zimmer, kommt nicht von draußen. Ich versuchte, genauer hinzuhören, das Geräusch zu orten. Was ist da los? Mein Wecker konnte es nicht sein, das kannte ich. Geräuschlose Wecker haben die Angewohnheit, nach Ablauf der Garantie unorthodoxe Geräusche von sich zu geben. Das war es nicht. Es war weiter weg. Ein kleines, scharfes Kratzen. So, als würde jemand irgendetwas ankratzen. Aber wer? War ein Tier in meinem Schlafzimmer? Welches? Und wo? Ein Gecko macht keine solchen Geräusche, der verhält sich in der Regel still. Es sei denn er schmatzt oder lässt sich auf den Boden klatschen. Wie das klingt, kenne ich.

    Ich hatte mal eine Ratte hinter dem Kleiderschrank, von einer Katze in meine Wohnung gejagt. Sie hat versucht ein Nest zu bauen und entsprechendes Material hinter den Kasten geschleppt, Plastik zerbissen. Diesmal war es so ähnlich, aber viel subtiler, leiser. Hatte ich eine Maus im Haus? Ich konnte nicht mehr schlafen, war aber auch nicht hellwach. Da spinnt sich das Gehirn einiges zusammen. Ich stellte die Ohren auf. Das Kratzen schien aus der Wand zu kommen. Eine Maus hängt doch nicht an der Wand! Ich versuchte es mit Ignorieren. Alles nur Einbildung, was soll das sein, versuch´ zu schlafen. Keine Chance.

    Ich habe einen Kafka. Nicht das Buch (obwohl – ich habe die gesammelten Werke von Kafka, den einzigen Schriftsteller, den ich komplett gelesen habe). Es ist ein Druck. Eine Grafik von Horst Janssen mit seiner Unterschrift. Ich weiß garnicht, ob das eine Radierung ist/war im Original. Er hat ja gegen Ende seiner Lebenszeit den Markt überschwemmt mit seinen Zeichnungen, alle signiert. Vermutlich brauchte er Geld (nach seinem Unfall). Gut, aber zurück zu Kafka. Sein Portrait hängt (warum eigentlich?) bei mir im Schlafzimmer, direkt am Eingang, neben dem Lichtschalter. Und genau da her kam das Geräusch. Ist Kafka jetzt übergeschnappt? Will er hier raus? Oder lebt er neuerdings mit einem Tier zusammen? Ich grübelte im Halbschlaf. Keine Lösung in Sicht. Schließlich erhob ich mich, ging im Dunkeln zur Tür, hängte das Bild ab. Und Ruhe.

    Merkwürdige Moden

    Wissen eigentlich die (naja, viele, manche) Fußballer, dass sie die Frisur eines
    Diktators tragen? Und die Jugendlichen gleich mit … Lesen die Zeitung? Vermutlich nicht.
    Sonst hätten sie vielleicht folgendes Foto entdeckt. Credit: V.Smirnov (EFE), aus der El País.

    Ich hoffe nicht, dass das die Tendenz markiert für die nächsten Jahre …
    Deshalb schicke ich gleich nochwas Fröhliches hinterher. Wir tanzen
    mittwochs Lindy Hop. Lustig. Wir kommen über den Grundschritt nicht
    hinaus, macht aber trotzdem Spaß. Aussehen könnte es auch so:

    Ich wünsche entspannte Weihnachtsfeiertage (schon ein Widerspruch in sich 😉

    Kann man Zeit überspringen?

    Mir fehlt ein Monat. Dabei kommt jetzt erst die Zeit, die ich gerne überspringen würde.
    Weihnachten. Und Sylvester gleich dazu.

    Was macht man da? Man überbrückt die Zeit mit guter Laune. Es gibt drei Chicos aus El Hierro,
    Bejo, Don Patricio, Uge („LocoPlaya“), die ein (meiner Meinung nach) lustiges Video aufgenommen
    haben:
    https://www.youtube.com/watch?v=ZeygrTGsh8w&list=RDEMiUGSEnGQSRbNMz62ir5LUw&index=17

    Das heißt doch Helga …

    Aus den 100 Psychotherapie-Sätzen („Die Zeit“, bereits erwähnt):
    „Geben Sie sich Zeit. Eine Blume wächst nicht schneller, wenn man an ihr zieht.“

    Und seid nett zueinander …

    Keine Lust

    Ich habe keine Lust, weiter über Tourismus zu schreiben. Steigende Mieten, knapper Wohnraum, überfordertes und schlecht bezahltes Servicepersonal, Selfie schießende Tourist:innen, usw.

    Ich habe auch keine Lust, über die absaufenden Migrant:innen vor der kanarischen Küste zu sprechen. Sie suchen gerade nach 48 Menschen, die beim Rettungsversuch ins Meer gefallen sind. 1000 m tiefer Atlantik. Nachdem sie zwei Tage ohne Essen und Trinken auf hoher See überlebt hatten.

    Ich habe auch gar keine Lust, die Nationalratswahl in Österreich zu kommentieren.

    Und noch weniger habe ich Lust, an die ganzen Kriege und das Morden zu denken. Ich verstehe immer weniger, wie man einfach so in Kauf nimmt, dass (ja, seien es Terroristen) Menschen (ja, es sind Menschen) gezielt getötet werden. Ohne Gerichtsverfahren und -urteil. Und die internationale Gemeinschaft applaudiert – oder schaut zumindest tatenlos zu.

    Wien Museum, 
körperlicher Verschleiß der Soldaten

    Aus den 100 Psychotherapie-Sätzen („Die Zeit“, bereits erwähnt):
    „Lästige Gedanken können Sie genauso verjagen wie lästige Fliegen.“

    Der Sessel.

    Ich habe mich hier wohlgefühlt. Ich weiß noch, wie stolz ich darauf war, einen so ausgefallenen Leoparden-Sessel gefunden zu haben. Er war mein Lieblingsplatz. In ihm habe ich viele Stunden verbracht. Manchmal mit Fernsehen. Ein andermal mit Lesen. Oder einfach nur mit Dösen. Sitzen und entspannen. Die Schuhe habe ich ausgezogen, ein kleiner Schemel diente als Ablage.

    Ab und zu bekam ich Besuch. Dann machten wir es uns gemeinsam gemütlich. Bei einem Gläschen. Doch nach und nach nahmen die Besuche ab. Manche zogen weg, andere gingen einfach nicht mehr aus dem Haus – zu bequem, zu ängstlich, zu alt. Die Knie machten nicht mehr mit, das Kreuz tat weh. Alles zu anstrengend. Und worüber sollte man sich unterhalten? Es passierte ja nichts. Einige verabschiedeten sich von dieser Welt. Manche hinterließen eine Lücke. Diese Lücken wuchsen wie meine Gedächtnislücken. Lesen? Ach, ich sehe ja nicht mehr gut. Fernsehen? Nee, es gibt meist nichts Interessantes. Spazierengehen? Wohin denn. Die Wanderschuhe stehen parat. Als Zeugen vergangener Tage. Und Autofahren – zu anstrengend.

    Also saß ich da. Und saß. Saß und wartete. Worauf? Keine Ahnung. Auf ein Wunder. Auf Besuch. Auf das Ende. Ich verschmolz langsam mit meinem Sessel. Die Gedanken kreisten und kreisten. Der Kreislauf. Dann schloss sich der Kreis. Greis.

    (Ende der Geschichte. Die Auflösung folgt demnächst …)

    Jetzt ist aber Zeit für ein Donnerwetter

    https://www.youtube.com/watch?v=JWRlTezTF2k

    Noch ein paar Kalendersprüche (heißt: mir fällt wirklich nichts ein).

    Die Wirklichkeit ist immer noch fantastischer als alle Fantasie. Wolf Biermann

    Das Leben ist eine Nuss. Sie lässt sich zwischen zwei weichen Kissen nicht knacken. Arthur Miller

    Freundschaft, das ist wie Heimat. Kurt Tucholsky