Besser nicht wundern …

erstellt am: 26.02.2025 | Kategorie(n): Kunst, Tipps |

Sprezzatura. Nie gehört. Jetzt lese ich, dass der sehr geschätzte Richard Sennett es offensichtlich in seinem (neuen?) Buch verwendet. Was es bedeutet?  Laut ZEIT online, vereinfacht gesagt: die Fähigkeit, das Schwere mühelos und elegant aussehen zu lassen.
Ich dachte bisher immer, das sei ein Euphemismus (naja, nicht ganz …). Das wäre, miese Sachen schön umschreiben. Habe ich auch versucht:

Was man so alles wegwirft … (© Helga Zimmer-Pietz, leider schlechte Fotos)

Müll

Keine Ausrede gibt es dafür, dass jedes Jahr 8 Mio. (!) Tonnen Plastik im Meer landen.
(El Pais Semanal 27.10.24). Dort steht beispielsweise, dass – neben größerem Plastik, das sich in kleine Teile zerlegt, auch ganz feines Mikroplastik ins Wasser kommt, z.B. vom Abrieb der Wäsche. Beim Waschen lösen sich minimini Kunstfasern, die ins Meer gespült werden. Ein Plastikkleidungsstück kann bis zu 2.000 Fasern auslassen, bei jedem Waschgang.
Dann findet man noch viel Reifenabrieb der Autos oder die Fassadenfarbe der Gebäude aus den Städten. Außerdem taucht seit neuestem immer mehr Mikroplastik von Kunstrasen auf, die auf Flüssen ins Meer schwimmen.

Naja, weder Rasen, noch Kunst …

Buch-Tipp

Kurt Palm: Trockenes Feld. Roman, 302 Seiten. Leykam Verlag, Graz, Wien, Berlin 2024

Als Kurt-Palm-Fan musste ich das natürlich gleich haben. Und ich muss sagen: gefällt mir. Als Flüchtlingskind findet man nicht nur viele Parallelen in den Lebensläufen, sondern auch interessante historische Bezüge, die mir bislang entgangen waren.
Zum Beispiel sowas (Zitat):
„Als der Ustascha-Führer Ante Pavelic 1941 mit Hitlers Unterstützung den Unabhängigen Staat Kroatien ausrief, übernahm der Tod das Kommando und der Krieg führte schließlich dazu, dass die Felder in Suhopolje erneut vertrockneten und den Bewohnerinnen und Bewohnern ihre Existenzgrundlage entzogen wurde.“
Und ich glaube, es geht vielen aus seiner Generation ähnlich (wie folgt, Zitat):
„… meine Eltern, deren Herkunft mir gleichgültig war. Zum anderen hatte ich nie das Bedürfnis, mehr über ihr Leben zu erfahren, das sie im ehemaligen Jugoslawien geführt hatten. Dass aber nicht nur bestimmte Verhaltensmuster, sondern auch Traumata von Generation zu Generation weitergegeben werden können, konnte ich nicht wissen. Woher auch?“

Da merkt man erst, in welchen „aufgeklärten“ Zeiten wir leben – bei gleichzeitig vermehrter Dummheit. Die „Vertriebenen“ hatten auch damals dort, wo sie gelandet waren, einen schweren Stand und mussten sich langsam ihren Platz in der Gesellschaft erarbeiten. Da kann man erahnen, wie es heutigen Migrant:innen geht, die NICHT unsere Sprache sprechen …

Küchen-Psychologie

Noch ein kleiner Psychotherapie-Spruch aus dem Fundus:

Der goldene Käfig der Selbstbezogenheit kann mitunter ziemlich klein sein.“
Aus: „Seien Sie glücklich, und enttäuschen Sie Ihre Eltern“ | ZEITmagazin