Ver(w)irrungen.

erstellt am: 29.01.2024 | Kategorie(n): Aktuelles |

Der Geist.

Also, ich habe mal wieder was gelesen (obwohl ich eigentlich dachte, dass ich dazu gar keine Zeit hatte). Unter anderem Judith Hermann: Daheim. Roman. Tischer TB, 3. Auflage 2023, © 2021; 189 Seiten. Schönes, rätselhaftes Buch.

Und dann noch Prof. Stefan Kölsch: Die dunkle Seite des Gehirns. Wie wir unser Unterbewusstes überlisten und negative Gedankenschleifen ausschalten. Ullstein extra, 2. Auflage 2023, rund 350 Seiten (ohne Anhang gerechnet).
Bisschen merkwürdig, wenn ein Autor sich Professor im Titel nennen muss 😉
Und ein bisschen schulmeisterlich, die Tipps.

Das meiste kennt man – trotzdem ist es gut, sich ab und zu klar zu machen, wie der Mensch funktioniert und wie die vermeintliche Schaltzentrale arbeitet. Und wie nützlich es sein kann, ab und zu den Verstand einzuschalten (was offensichtlich völlig aus der Mode geraten ist).

Auf Seite 58 steht zum Beispiel:

„Unsere Sinnesorgane nehmen jede Sekunde eine unvorstellbar große Menge an Informationen auf: circa eine Milliarde Bits, das entspricht der Information von 125 Büchern. Von dieser Menge an Informationen filtert das Gehirn zunächst über 99 Prozent heraus. Es verarbeitet lediglich drei Millionen Bits weiter, das sind etwas weniger als 200 Buchseiten pro Sekunde. Diese Informationen werden größtenteils unbewusst verarbeitet, bewusst wird uns davon wiederum nur ein winziger Teil: etwa 100 Bits, das entspricht einem kurzen Satz mit zwölf Zeichen. Es kann aber auch weniger sein.“

Zwölf Zeichen. Das waren jetzt aber mehr. Was ist ausgefiltert worden?

Louisianamoos. Muss man haben.

Der liebe Professor erklärt in dem Buch, warum uns das Unterbewusste (er nennt das bewusst so in Abgrenzung zu Sigmund Freud) krank machen kann oder zu falschen Entscheidungen/Einschätzungen verleitet, warum wir so schwer etwas hergeben können, wenn wir es einmal haben (Materielles ebenso wie Meinungen) und warum wir so leicht manipulierbar sind. Wir tendieren dazu, uns der Gruppe/Sippe anzupassen und können schwer mit Veränderungen umgehen. Wir können sogar falsche Erinnerungen von Erlebnissen, die nie stattgefunden haben, abspeichern.

Immerhin macht Mut:
„Tatsächlich sorgt das Unterbewusste stets dafür, dass die Einstellung folgt, sobald man sein Verhalten ändert.“

Und einen Tipp hat der Professor auch für uns.
„… ist der vielleicht wichtigste Tipp dieses Buches: Akzeptieren Sie sich bedingungslos als würdevollen, vollwertigen Menschen.“

In diesem Sinne …

Ich achte nicht auf die Vernunft. Die Vernunft empfiehlt immer das, was andere gerne möchten.

Elizabeth Gaskell